Willkommen beim Bittner-Bäcker aus Glatz in Schlesien

Erinnerungen an die Zeit in der Grafschaft Glatz vor der Vertreibung und an das Wiedersehen nach über 50 Jahren im Jahre 2000.

Diese Seiten sollen für mich eine Bewältigung der Vergangenheit, eine Erinnerung an unbeschwerte Kindertage und ein Vermächtnis meiner Eltern und Grosseltern sein.

Mit der Vertreibung im März 1946 begann für uns eine neue Zeitrechnung - es war für uns gewissermassen das Jahr Null - .denn mit der Vertreibung waren wir, mindestens wirtschaftlich, am absoluten Nullpunkt angekommen.

Vorwort  An was ich mich erinnere, zeigt diese Homepage. -  Was damals geschah, ist unter www.grafschaft-glatz.de/vertreib/ zu lesen. Dem dort geschriebenen brauche ich nichts hinzu zufügen.

Wir waren der Nachbartransport, der am 6. März 1946, dem 31. Geburtstag meiner Mutter begann.

Nach sechs Tagen Transport im Viehwagon kamen wir schliesslich am Dienstag, den 12 März 1946 am Bahnhof in Hilter an.

 Unser Transport glich im wahrsten Sinne des Wortes einer Odyssee, da der Zug in den sechs Tagen immer wieder wegen der zerstörten Brücken und Gleisanlagen die Fahrtrichtung wechselte.

Wenn der Zug eine längere Strecke gen Osten fuhr, so ging ein lautes Angstgeschrei durch die Wagons. “Sibirien”, so lautete damals schon das Schreckenswort.

Viele Jahre später erfuhr ich, dass wir der 7. von insgesamt 16 Transporten waren, die am Bahnhof Hilter ankamen. Nach einer Übernachtung, oder waren es zwei Nächte im Kalkofen,

etwa dort wo heute der Hage-Baumarkt steht, ging es weiter zum letzten Teil unserer Odyssee.

Auf der Ladefläche des LKW der Firma Nülle wurden wir dann am Mittwoch oder Donnerstag nach Borgloh - Allendorf transportiert und an der Allendorfer Schule abgeladen.

Eine Flüchtlingskommission, bestehend aus Bürgermeister, Lehrer und Gemeindevertretern verteilte uns auf die einzelnen Höfe und Häuser.

Statt Zentralheizung und fliessendem Warm- und Kaltwasser gab es jetzt Schwengelpumpe und Petroleumlicht. Besonders gewöhnungsbedürftig war für uns der Umstieg vom WC auf das Plumpsklo im Stall.

An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass zu dieser Zeit das Osnabrücker Land bereits mit ausgebombten Städtern restlos überfrachtet war.

Hinzu kam noch eine Anzahl Berliner Kinder, zum grossen Teil Kriegswaisen, unserem Schicksal ähnlich.

Überall herrschte Hunger -  fürchterlicher Hunger

Trotz aller Widrigkeiten meisterten meine Eltern und Grosseltern mit ihrem Allroundtalent und schlesischen Fleiss die Situation. Schon im nächsten Frühjahr baute Grossvater eigenes Gemüse an.

1952 fuhr mein Vater bereits ein eigenes Auto und hatte 1955 ein eigenes Haus gebaut. Eigentlich habe ich mich in der neuen Heimat, in Allendorf wie in Hagen gleich eingelebt und gehörte unter Kindern bald dazu.

Doch die Erinnerungen an meine unbeschwerten Kindertage in Glatz waren immer wieder gegenwärtig und wollten nicht verblassen. Dass ich bis jetzt ein glückliches und erfülltes Leben hatte, ist unbestritten.

Das Schicksal hat es gewollt, dass alles so gekommen ist. Für den Rest meines Lebens bleibe ich mit meinen Erinnerungen an Glatz in Hagen am Teutoburger Wald im Osnabrücker Land.

Wiedersehen nach 54 Jahren.

Im Mai 2000 fuhr mein Jugendfreund der Pfarrer Friedel Schönhoff mit seinen Niederschwedeldorfern nach Glatz. Er fragte nach meinem Elternhaus und weiteren Details.

“ Wenn Du es genau wissen willst, so nimm uns mit. “ So brach für mich die Hemmschwelle, die Heimat meiner Kindertage doch noch eimal wieder zu sehen.

Denn längst hatte ich in Hagen und auch in den drei Jahren Allendorf neue Wurzeln geschlagen.

 Wir schlossen uns also der Reisegruppe der Niederschwedeldorfer an - eine Woche Schlesien, die Grafschaft und Glatz. Erste Station war das Hotel Las in Piechowice - Petersdorf -, im Riesengebirge.

Von hier aus machten wir Tagesausflüge nach Hirschberg, Schweidnitz, usw. . Nach drei Tagen fuhren wir weiter in die Grafschaft Glatz, nach Bad Altheide - Polanica Zdroj .

Am vorletzten Tag stand morgens die Stadt Glatz auf dem Programm. Der Rest des Tages war zur freien Verfügung. So hatten wir Zeit und Gelegenheit die Stätten meiner Kindheit zu besuchen.

 Am Sonntag, den 20. Mai 2000 waren wir in Kloster-Oesede abgefahren, am Sonntag darauf fuhren wir nach Hause. Zu Hause angekommen waren wir voll, nein überfüllt mit Eindrücken.

Die neuen Eindrücke hatten sich mit den Erinnerungen aus meiner Kindheit vermischt, summiert und zu Teil auch differenziert. Der Kopf war voll, wir mussten zuerst einmal Abstand gewinnen.

 Also haben wir unseren Caravan angespannt, sind nach Schleswig-Holstein gefahren und haben das Thema Glatz konsequent gemieden. Heute, zehn Jahre später greife ich das Thema erneut auf.

Die Erinnerungen an Glatz lassen sich einfach nicht verdrängen.  Was Vertreibung aus der Heimat heisst, kann letztendlich nur der beurteilen, der es erlebt hat und selbst da gibt es noch Unterschiede.

Aber wie schon gesagt: Für den Rest meines Lebens bleibe ich mit meinen Erinnerungen an Glatz in Hagen am Teutoburger Wald im Osnabrücker Land.

Dank

An dieser Stelle bedanke ich mich bei Herrn Stefan Günther für die Korrektur dieser Seiten und viele Anregungen, sowie bei der Familie Stefan und Danuta Bialik für die Übersetzung in polnische Sprache.

Weitere Links: www.dk5bk.darc.de

 

                                                                                   Stadt Glatz                                 Grafschaft Glatz                                           Niederschlesien                                            Glatzer Rose

Erinnerungen an Glatz - das heutige Klodzko

Der Bittner-Bäcker aus Glatz in Schlesien

Erinnerungen an meine Kindheit von:

Manfred Bittner Elektromeister

Sohn des Bäckermeisters Gerhard Bittner

Enkel des Bäckermeisters Paul Bittner